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Rosmarie Atzenhofer


Vita von Rosmarie Atzenhofer

Im Rahmen meiner Dissertation (1980) zum Kapitalexport Österreich-Ungarns hatte ich die historische Entwicklung Südosteuropas bis zum Ende des Ersten Weltkrieges zu berücksichtigen gehabt. Daran anknüpfend war der Zerfall Jugoslawiens zu Beginn der 1990-er Jahre Anlass, mich nun der Geschichte Jugoslawiens zu widmen. Dies führte bald zu einer intensiven Beschäftigung mit den aktuellen Ereignissen, die mit zahlreichen Fragestellungen und Problemlagen verbunden waren und nach wie vor sind. Im Verlauf des jugoslawischen Zerfallsprozesses und der ihn begleitenden Kriege wurde eine öffentliche unparteiische Betrachtung so gut wie unmöglich, da in Massenmedien und Politik propagandistisch aufbereitete Parteinahmen und Einseitigkeiten dominierten. Serbien, die Serben und dessen Präsident Slobodan Milošević wurden geradezu dämonisiert. Bis heute ist die damals entstandene einseitige Sicht auf die Ereignisse vorherrschend, was den Versöhnungsprozess im ehemaligen Jugoslawien sehr erschwert, wenn nicht sogar unmöglich macht. Dennoch versuchte ich, die Rolle Österreichs und der internationalen Organisationen bei der Anerkennung der Unabhängigkeit der jugoslawischen Teilrepubliken Slowenien und Kroatiens Anfang 1992 sowie die Bemühungen um Frieden und gesamtjugoslawische Lösungen von EG, KSZE und UNO darzustellen, zu analysieren und zu bewerten. Eine Parteinahme für oder gegen Serbien beziehungsweise die Serben und Serbinnen wollte ich dabei vermeiden. Um etwas mehr Ausgewogenheit zu erreichen, berücksichtigte ich Geschichte, Handlungen und Zielsetzungen der jugoslawischen und außerjugoslawischen Akteure. Nationalismus, staatliche Unabhängigkeitsbestrebungen, Minderheitenschutz, Einflussnahme und (militärisches) Eingreifen von außen in innere Konflikte mit moralischen und völkerrechtlichen Implikationen, Moralisierung der Politik sowie Einfluss von Massenmedien, Lobbying und Public Relations auf die Politik – das sind einige wichtige Fragen und Probleme, die weiter behandelt werden müssen, nicht nur im Zusammenhang mit Ex-Jugoslawien.