Tipps für eine gute Typografie

Was gilt es bei der Schriftwahl zu beachten? Wie groß ist die perfekte Schriftgröße? In diesem Beitrag findest du hilfreiche Tipps für Autor:innen zum Thema Typografie und Buchgestaltung.


Punze, Hurenkind und Schusterbube

Ja du hast richtig gelesen – und nein, das ist kein Beitrag über Kraftausdrücke, vielmehr möchten wir uns in diesem Artikel der Schönheit der Typografie und der „richtigen“ Schriftwahl widmen.

“Schrift wirkt – Denn Typografie zieht Texte an. Aus nacktem Zahlencode wird erst durch Schrift ein lesbarer Text. Kleider machen Leute; kleiden oder verkleiden kann man sich sehr unterschiedlich: dem Anlass gemäß, dezent oder schrill, (…) Das gilt für Kleidung wie für Schrift, Buchstaben heißen nicht umsonst Typen. Schrift wirkt. Besser, man weiß wie!”

Williams, Hildebrandt G, (2013), S.7

Die Anatomie der Buchstaben

Wodurch unterscheiden sich einzelne Schriftarten? Täglich konsumieren wir Medien und nehmen dabei unterschiedliche Schriftbilder in uns auf. Lesen wir ein Buch oder betrachten wir ein Plakat, fokussieren wir uns dabei auf den Inhalt. Die Typografie ist dabei ein wesentliches Werkzeug der Gestaltung – passt die Schriftwahl nicht zum Inhalt, haben wir das Gefühl dass “irgendetwas nicht passt”, auch wenn wir nicht festmachen können, woran es liegt.

Die richtige Schriftmischung

“Denken wir uns, um das Schriftenmischen in einem Beispiel zu illustrieren, einen Mann angetan mit einem deutschen Wams, römischen Sandalen, einem modernen Zylinder auf dem Kopf und in der Hand einen Regenschirm, und wir haben dasselbe lächerliche Bild wie bei einer Drucksache, die aus einer alten Schwabacher, einer römischen Antiqua und vielleicht einer Sezessions-Grotesk gesetzt ist.”

Carl Ernst Poeschel, 1904

Eine ästhetische und gut gelungene Schriftmischung in einem Layout erfüllt wiederum die zwei Kernaufgaben der Typografie: Optimale Lesbarkeit durch Orientierung und ansprechendes Design. Doch wodurch entsteht eine “gute” Schriftmischung?

Der Fokus beim Schriftenmischen liegt beim Kontrast zwischen den Schriftarten bzw. Schriftschnitten: Der Unterschied muss groß genug sein, um von aufmerksamen Lesenden bemerkt zu werden – ein zu geringer Gegensatz könnte sonst zu Irritation und der Frage führen: “Ist das Absicht oder ist da etwa ein Formatierungsfehler passiert?” Ansprechende Kontraste können beispielsweise durch verschiedene, sehr gegensätzliche Schriftschnitte erreicht werden (Extra Light und Black). Auch unterschiedliche Schriftgattungen (Serif und Sans-Serif) eignen sich gut zum Mischen von Schriften.

Neben dem Kontrast kommt die geometrische Grundform zum Tragen: So gilt es beispielsweise zu vermeiden, Schriften mit unterschiedlicher x-Höhe (die Höhe der Kleinbuchstaben) zu mischen.

Mische nicht zu vielen Schriften. Als Richtlinie gilt: Maximal 2-3 Schriften mit unterschiedlichen Ausprägungen (Schriftart, Schriftschnitt, Schriftgröße) auf einer Seite.

So wie das Schreiben per se, ist auch die typografische Gestaltung etwas, wofür man ein Gefühl entwickeln kann. Betrachte bewusst verschiedene Texte in Büchern, Zeitschriften, Magazinen und Werbungen – so schulst du dein Auge für typografische Details. Viele Grafiker:innen haben ein Sammelsurium an Bildern, Schnipseln und Papierfitzelchen mit guten Beispielen, sozusagen als Repertoire für die Gestaltung.

Tipp: Konzentriere dich während des Schreibens auf den Inhalt! Du kannst parallel ein Dokument mit dem richtigen Layout und Satzspiegel (verwende dafür beispielsweise unsere Vorlagen!) erstellen, und mittels Blindtext dein Schriftbild entwickeln. Nimm dir dafür ausreichend Zeit, und hole auch immer wieder die Meinung von Freund:innen, Bekannten und Testleser:innen ein. Hast du dich für eine Typo entschieden, kannst du die Formatvorlagen entsprechend adaptieren und so im Handumdrehen dein gesamtes Manuskript formatieren.

Die Schriftwahl

“Schriften sind wie Kleidung für die Sprache: Es gibt sie in tausenden verschiedenen Stilen – und alle sagen etwas über ihren Träger aus.”

Williams, Hildebrandt G, (2013), S.39
Ein Beispiel zu einer irritierenden Schriftwahl. Der lustige Clown scheint nicht so lustig zu sein, während das Buch zum Thema Datenschutz wohl nicht so ernstzunehmen ist.

Für gute Typografie gibt es keine allgemeingültige Regel, denn gute Gestaltung ist immer abhängig vom Inhalt. Ein Roman wird anders gelesen als eine Bedienungsanleitung oder ein Schulbuch. So wie sich die Art der Information unterscheidet, so unterscheidet sich auch die Schriftwahl. Um eine Entscheidung über “richtige” Schriftart, Größe und den korrekten Zeilenabstand zu treffen, ist es daher im ersten Schritt essenziell sich mit dem Inhalt, den Leser:innen, und dem Lesemedium (Papierwahl) auseinanderzusetzen.

Bevor du dich für eine Schrift entscheidest, solltest du prüfen, welche Schnitte zur Verfügung stehen. Es gibt Schriften, welche nur über Versalien verfügen. Reicht kursiv und halbfett aus? Breite und schmale Schnitte? Sind alle notwendigen Sonderzeichen und Akzente vorhanden? Gibt es alle gewünschten Ligaturen (ft, fi, fl, ff, …)? Passt bei der Schrift der Zeichenpaar-Ausgleich? Bei jeder Schrift gibt es Zeichenkombinationen die auch bei guter Zurichtung zu eng oder zu weit sind. Diesen Ausgleich nennt man „Kerning“.

Hinsichtlich der Schriftgröße sollte bei Sachbüchern und belletristischen Werken ein Schriftgrad zwischen 9 und 11pt verwendet werden. Die Wahl der Größe ist stark von der x-Höhe (die Höhe des kleinen x) abhängig.

Tipp: Der Lesekomfort wird wesentlich durch die Textanordnung, die Schriftwahl, die Laufweite und den Zeilenabstand beeinflusst. Vermeide es, eine Schriftart lediglich wegen des Effekts oder deiner persönlichen Vorliebe zu wählen, wenn sie den Lesekomfort beeinträchtigt.

Beispiele – und Anregungen – zu Typographie und Layout deines Buches:

Sachbuch, wissenschaftliche Texte: Hier eignet sich ein mehrspaltiges Layout – zur Gliederung dienen Zwischenüberschriften.

Bestimmte Schriftarten sind für Fließtexte ungeeignet, da sie das Lesen erschweren.

Spezifische Leseschriftarten sind wiederum sehr angenehm für diese Leser:innen.

Abstände zwischen Buchstaben und Zeilen

Laufweite und Zeilenabstand bestimmen den Weißraum zwischen den einzelnen Zeichen und Zeilen und sind somit maßgeblich für die Lesefreundlichkeit eines Textes.

Die Laufweite ist die Breite der Schrift – je breiter ein Buchstabe und der Abstand zwischen den Lettern, desto mehr “Platz” benötigt der Text.

Tipp: Vielen Schriften tut es gut, wenn man kleine Schriftgrößen mit größerer Laufweite setzt und Größere mit geringerer Laufweite. Die Laufweite 0 liegt bei etwa 14-17 Punkt. Darunter wird sie vergrößert, darüber verringert. Das gilt allerdings nicht gleichermaßen für alle Schriften.

Der Zeilenabstand ist die Summe aus dem Schriftgrad (z.B. 10,5 pt) und dem sogenannten Durchschuss (z.B. 3 pt) und ist der Abstand von Grundlinie zu Grundlinie. Hierbei ist die optimale Wahl in erster Linie abhängig von der Schriftgröße. Als Grundregel gilt: Schriftgrad (pt) in Millimeter dividiert durch 2.

Punze, Hurenkind und Schusterbube

Und nun zurück zu unserem Titel – und der Auflösung:

  • Punze: Innenflächen der Buchstaben (z.B. die Fläche im P, O, A, …, bzw. offene Punzen beim H, M, …).
  • Hurenkind und Schusterbube: Satzfehler, Umbruch der letzten Zeile eines Absatzes über eine Seite oder eine Spalte, sodass der Rest des Satzes allein auf der neuen Seite / Spalte steht.

Quellen

Williams J., Hildebrandt G. (2013). Schrift wirkt! (2. Auflage). Mainz.

Titelbild: iStock, Nastco

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